Gegen Wohnungsnot und steigende Mieten: Airbnb & Co sollen mehr Daten mit Behörden teilen, um Betrug zu verhindern 

Airbnb, Booking und TripAdvisor: Immer mehr Menschen vermieten ihre Wohnungen online. Wer wie viel und wie oft vermietet, ist dabei oft nicht klar. Noch teilen die Plattformen keine Daten mit den Behörden. Es fehlt ein einheitliches System. Das soll sich in der EU jetzt ändern. Denn obwohl Tourist:innen und Vermieter:innen von der jetzigen Situation profitieren, hat diese auch negative Folgen: Betrug, höhere Mieten und weniger verfügbarer Wohnraum. Eine Registrierpflicht für Vermieter:innen soll Reisende schützen und Betrug vorbeugen.          

Porto, Barcelona und Wien: Die großen Metropolen Europas sind beliebte Reiseziele. Dementsprechend viele Menschen machen dort Urlaub. Rund ein Viertel aller Übernachtungen werden inzwischen über die großen Online-Plattformen (Airbnb, Booking, Expedia und TripAdvisor) gebucht. Denn die dort angebotenen Unterkünfte sind meist günstiger als Hotels. Davon profitieren vor allem die Gastgeber:innen, Plattformen und Reisenden. 

Gleichzeit verursacht es immense Probleme für die betroffenen Städte: unterschlagene Tourismusabgaben, Wohnungsnot und steigende Mieten sind oftmals die Folge. Das liegt vor allem daran, dass es keine verlässlichen Daten zu den Nächtigungen gibt. Dadurch wird die Kontrolle und der Kampf gegen Betrug erschwert. Die EU will das jetzt ändern.

Plattformen wie Airbnb und Booking sollen künftig Daten mit Behörden teilen

Geht es nach der EU-Kommission, sollen Plattformen wie Airbnb & Co. künftig Daten mit den lokalen Behörden teilen. Im Konkreten sollen folgende Informationen zur Verfügung gestellt werden: 

  • Wer ist der Host (Vermieter:in)?
  • Wo ist die Unterkunft?
  • Wie lange wird die Unterkunft vermietet?

Privatpersonen, die Wohnraum vermieten, sollen eine Registrierungsnummer erhalten, die dann auch online einsehbar ist. Damit sollen nicht nur die Gäste geschützt, sondern auch Betrug verhindert werden. Denn durch nicht-gemeldete Unterkünfte werden oft Steuern und Tourismusabgaben hinterzogen. Diese Abgaben fehlen den Städten dann beim Erhalt und beim nötigen Ausbau der Infrastruktur (Öffentliche Verkehrsmittel, Müllentsorgung usw.). 

Außerdem soll die Meldepflicht zu einem fairen Wettbewerb mit anderen Anbietern wie Hotels und Jugendherbergen beitragen. Zusätzlich erleichtern die geteilten Daten den Behörden, den Andrang in Tourismus-Hochburgen zu bewältigen und zu steuern.  

Viele Städte, viele unterschiedliche Regelungen

Bisher gibt es keine einheitliche Regelung zur Erhebung der Daten innerhalb der EU. Deswegen führen immer mehr Städte und Gemeinden ihre eigenen ein. Das dadurch entstehende Chaos erhöht den bürokratischen Aufwand für Plattformen und Vermieter:innen. Und: Es hemmt zugleich das Wachstum der Tourismusbranche. 

Denn grundsätzlich profitieren Städte durch den Tourismus. Urlauber:innen geben meist mehr Geld aus. Sie gehen ins Restaurant essen, kaufen sich Andenken und gehen ins Theater oder besuchen andere kulturelle Veranstaltungen. Kurz: Sie fördern die lokale Wirtschaft. 

Und natürlich ist es ein guter Zusatzverdienst für alle, die eine freie Wohnung oder ein freies Zimmer zum Vermieten haben. Trotzdem kann gerade das Vermieten von privaten Wohnungen zu großen gesellschaftlichen Problemen führen. 

Andreas Schieder, SPÖ-Delegationsleiter, will mit der neuen Regelung vor allem den sozialen Wohnungsbau schützen: 

“Kurzzeitunterkünfte wie Aribnb sind heute aus dem Tourismussektor nicht mehr wegzudenken. Über die letzten Jahre konnten wir einen enormen Anstieg und somitnauch neue Herausforderungen beobachten. Besonders wichtig ist mir auch, der Schutz des kommunalen und des sozialen Wohnbaus vor Zweckentfremdung”

Steigende Mieten, immer teurere Restaurants und eine überlastete Infrastruktur

In einer zufällig-gewählten Nacht im Jahr 2019 haben rund 1,4 Millionen Tourist:innen in einer Kurzzeitmietwohnung genächtigt. Die Nachfrage ist also hoch. Die fehlenden Daten und die dadurch erschwerte Regulierung kann im schlimmsten Fall zu tiefgreifenden Problem führen. Darunter folgende: 

  1. Steigende Mietpreise und weniger Wohnraum: Oftmals lohnt es sich für Vermieter:innen mehr, Wohnungen als Kurzzeitunterkünfte anzubieten. Damit verdienen sie mehr Geld. Das verknappt allerdings das Wohnungsangebot für die dort lebende Menschen. 
  2. Überlastete Infrastruktur: Die vielen Urlauber:innen überlasten die öffentlichen Verkehrsmittel und strapazieren die Müllentsorgung, da beide nicht für eine große Anzahl ausgelegt sind.
  3. Verändertes Stadtbild: Es gibt ganze Straßen- oder Häuserblocks, die nur noch aus Airbnb-Wohnungen bestehen. 
  4. Belastungen für Anrainer:innen: Die ständig wechselnden Bewohner:innen können zu einer Belastung für Anrainer:innen werden. Etwa durch Lärm oder den zusätzlich entstehenden Müll. 

EU-Richtlinie kommt wohl erst 2025

Bevor die Regelung zur Datenerhebung und Datenaustausch in Kraft tritt, müssen erst noch EU-Kommission, EU-Parlament und die einzelnen Mitgliedsstaaten auf einen Kompromiss einigen. Dieser sogenannte Trilog soll noch heuer stattfinden. Danach bleiben den EU-Staaten zwei Jahre – bis spätestens 2025 -, um die neuen Regelungen umzusetzen.