Verbraucherschutz: EU-Parlament will Pay-to-Win und Lootboxen in Videospielen verbieten.
Das EU-Parlament stimmt für ein Verbot von manipulativen Spielmechaniken in Videospielen. Konkret geht es um Pay-to-Win und Lootboxen. Diese Mechaniken ähneln denen des Glücksspiels. Ein kleiner Geldbetrag für zufällige Belohnungen, die den Spieler:innen einen klaren Vorteil gegenüber anderen verschafft. Das kann süchtig machen und zu hohen Schulden führen. Oft sind gerade junge Spieler:innen davon betroffen.
In Europa spielen knapp 95 Millionen Menschen online Videospiele – Tendenz steigend. Bei den 11- bis 14-Jährigen sind es ganze 84 Prozent. Bei den 6- bis 10-Jährigen immerhin noch 74 Prozent. Videospiele sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und trotzdem gibt es noch keinen einheitlichen Verbraucherschutz in der Europäischen Union.
Hohe Schulden und Suchtgefahr durch Pay-to-Win und Lootboxen
Gerade die jungen Menschen sind vor den neue Gewinnpraktiken der Industrie nicht ausreichend geschützt. In einigen Spielen sollen die Spieler:innen etwa durch ein spezielles Design zu In-Game-Käufen verleitet werden. Dabei handelt es sich zumeist um sogenannte Lootboxen (Beutekiste). Das sind virtuelle Kisten, die neue Ausrüstung, Gegenstände oder Verbesserungen enthalten.
Die Spieler:innen können sich solche Boxen durch viel Zeit erspielen oder eben für einen kleinen Geldbetrag erwerben. Der Inhalt dieser Lootboxen entscheidet oftmals darüber, wer am Ende gewinnt. Kritiker:innen nennen das Prinzip Pay-to-Win.
Diese Pay-to-Win Features bergen ein großes Suchtpotential und verzerren den Wettbewerbscharakter beim Videospielen. (…) Manipulatives Design muss zudem verboten werden und sanktioniert werden können. René Repasi, Sprecher der Europa-SPD für Binnenmarkt und Verbraucherschutz.
Ähnlich wie beim Glücksspiel kann die direkte Belohnung bei relative geringem Aufwand süchtig machen. Gerade, weil der Inhalt der Boxen oft zufällig ist und auf den ersten Blick wenig kostet. Schnell werden so aus vielen kleinen Beträgen mehrere hundert Euro im Monat. Vor allem die jüngeren, noch unerfahrenen Spieler:innen laufen Gefahr, sich dadurch hoch zu verschulden.
Mangelnder Verbraucherschutz bei Videospielen
Je nach Mitgliedsstaat unterscheidet sich der Schutz für Verbraucher:innen stark. In Belgien sind Pay-to-Win und Lootboxen bereits verboten. Die Niederlande arbeiten gerade daran und in Deutschland sind beide – nach einer Prüfung durch die Glücksspielbehörde – immer noch erlaubt.
Mehr Schutz für Verbraucher:innen: S&D fordert Verbot von Lootboxen
Die europäischen Sozialdemokraten fordern jetzt, dass solche Mechanismen in Videospielen standardmäßig abgeschaltet oder sogar ganz verboten werden. Ansonsten müssten sie unter das Glücksspielgesetz fallen.
Ebenso soll das PEGI-System (Pan European Game Information) auf alle Beteiligten der Videospielindustrie ausgeweitet und als gesetzliche EU-Rechtsvorschrift verankert werden. Das System dient zur Alterseinstufung von Videospielen. Je nach Inhalt, Thema und Gewaltdarstellung werden diese dann ab 12, 16, oder 18 Jahren freigegeben. Im Moment ist das System noch nicht verpflichtend.
Auch soll gegen die stereotypische und stellenweise sexistische Darstellung von weiblichen Charakteren in Videospielen vorgegangen werden.
Das EU-Parlament hat den Vorschlägen bereits zugestimmt. Jetzt muss die Kommission einen entsprechenden Gesetzestext formulieren. Wie dieser genau aussieht, steht also noch nicht fest.
Eines jedoch steht fest: Trotzt der Risiken stellen Videospiele keine Gefahr dar. “Videospiele fördern die kognitiven Fähigkeiten und ermöglichen es, soziale Kontakte zu knüpfen”, betont Repasi. Die EU müsse hierfür jetzt nur einen geschützten Raum für alle Spieler:innen schaffen.