EU will Verkauf von Produkten aus Zwangsarbeit verbieten
Die moderne Sklaverei nimmt global zu und auch die Zahl der Produkte, die unter Zwangsarbeit hergestellt werden. Die Arbeit findet unter schlechten Bedingungen, Gewalt oder Gewaltandrohung statt. Die EU schlägt jetzt ein Verkaufs- und Einfuhrverbot für Produkte aus Zwangsarbeit vor.
Ziegelsteine, Textilen und Elektronik. Tabak, Tee und Kaffee. Zement, Kobalt, Gold – die Liste des U.S. Department of Labour ist lang. Sie listet Waren auf, die durch Zwangs- oder Kinderarbeit hergestellt wurden. Weltweit werden Menschen versklavt, um Produktionskosten niedrig zu halten – und Profite zu steigern. Laut Schätzungen sind beinahe 50 Millionen Menschen betroffen. Die EU-Kommission möchte jetzt den Verkauf solcher Waren und Produkte auf dem europäischen Markt verbieten.
EU-Kommission will Verkaufsverbot für Waren und Produkte aus Zwangsarbeit
Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, Produkte, die unter Zwang hergestellt wurden, auf dem EU-Markt zu verbieten. Dabei soll es keine Rolle spielen, ob die Produkte in der EU oder in Drittstaaten hergestellt wurden. Sobald es bei der Herstellung, Bearbeitung oder Lieferung zu Zwangsarbeit kommt, soll der Verkauf verboten sein. Europa kann nicht Werte und Prinzipien exportieren und mit Zwangsarbeit hergestellte Produkte importieren“, sagt Inma Rodríguez-Piñero, Koordinatorin der S&D Fraktion im Ausschuss für internationalen Handel.
Der Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, dass Behörden bei Verdacht auf Zwangsarbeit Produkte und Waren beschlagnahmen können. Hierbei soll es ausreichen, wenn ein Verdacht besteht. Beispielsweise durch Hinweise von Interessensgruppen, NGOs und Arbeiter:innen – auch wenn diese anonym eingereicht werden.
Beschlagnahmte Ware soll erst dann wieder freigegeben werden, wenn das verantwortliche Unternehmen beweisen kann, dass es zur keinerlei Zwangsarbeit kam. Wenn die Ware unter Zwang hergestellt wurde, muss das Unternehmen – laut Vorschlag – die Arbeiter:innen entschädigen. In diesem Fall soll die Ware erst freigegeben werden, wenn die Verantwortlichen gegen die Zwangsarbeit vorgegangen sind.
Die Gesichter der modernen Sklaverei sind vielfältig
Moderne Sklaverei hat viele Gesichter: Zwangsarbeit, Zwangsheirat, Prostitution, Schuldknechtschaften und Menschenhandel, um nur einige davon zu nennen. Die Arbeit findet meist unter schlechten Arbeitsbedingungen, Gewalt oder Gewaltandrohung, Missbrauch und sexueller Ausbeutung statt.
Die Weltgemeinschaft erlebt in den letzten fünf Jahren einen beschleunigten Anstieg der Fälle. 2016 lag die geschätzte Anzahl noch bei 40 Millionen, 2021 schon bei knapp 50 Millionen. Da der größte Teil der Zwangsarbeit im privaten Sektor stattfinden, liegt die Dunkelziffer vermutlich um einiges höher.
Knapp 27,6 Millionen Menschen arbeiten ohne Lohn und unter Zwang. Weitere 22 Millionen wurden zwangsverheiratet. Unter den 6,3 Millionen Menschen, die zur Prostitution gezwungen werden, sind 4,9 Millionen Frauen und Mädchen.